SCHNARCHEN UND SCHLAFAPNOE: WIE DER ZAHNARZT BEI SCHLAFSTÖRUNGEN HELFEN KANN

Schnarchen Sie nachts? Dann sollten Sie nicht nur Ihrem Partner zuliebe etwas dagegen unternehmen. Denn oft ist lautes und unregelmäßiges Schnarchen mit Atemaussetzern verbunden, die Ihre Gesundheit ernsthaft gefährden können. Woran Sie eine sogenannte Schlafapnoe erkennen und inwiefern Zahnschienen die nächtlichen Atempausen verhindern, erklärt Zahnarzt Daniel Kamreh im Interview.

Wenn wir schlafen, entspannt sich unsere Muskulatur – auch die im Kiefer- und Rachenbereich. Je nachdem, wie stark sich die Muskeln entspannen, verengt sich der Atemweg. Wenn dann beim Ein- und Ausatmen Luft durch diese enge Passage strömt, beginnen Gaumenzäpfchen und Gaumensegel zu flattern und verursachen die nervtötenden, aber im Grunde harmlosen Schnarchgeräusche. Problematisch ist allerdings, wenn Zunge und Rachenmuskeln komplett erschlaffen und so die Atemwege blockieren. Auf diese Weise entstehen kurze Atemaussetzer, sogenannte Apnoen.

Der Betroffene erstickt zwar nicht, weil es zu unterbewussten Weckreaktionen des Gehirns kommt und die Atmung dann sofort wieder einsetzt. Wenn im Extremfall allerdings mehrere Hundert Atempausen pro Nacht entstehen, ist der Schlaf alles andere als erholsam – die Atemaussetzer bedeuten für den Körper Stress. Stress, der ernsthaft krank macht.

Bleibt eine Schlafapnoe unbehandelt, führt sie zu Herzrhythmusstörungen und Bluthochdruck. Betroffene haben ein deutlich erhöhtes Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko. Auch Depression und sexuelle Unlust können Folgen einer Schlafapnoe sein.

Betroffene schnarchen laut und unregelmäßig, fühlen sich morgens total gerädert und müde. Sie wachen häufig mit Kopfschmerzen und einem rauen, trockenen Hals auf. Tagsüber sind sie schlapp, unkonzentriert und neigen zum Sekundenschlaf. Besonders gefährlich ist das beim Autofahren. Studien haben gezeigt: Menschen, die unter Schlafapnoe leiden, sind vier- bis siebenmal häufiger in Verkehrsunfälle verwickelt.

Nein, auch Kinder! Aber leider wird das bei ihnen häufig verharmlost oder nicht erkannt. Dabei haben die Atemaussetzer auch schon für die Kleinen extrem belastende Folgen: Im Gegensatz zu Erwachsenen leiden sie tagsüber nicht unter extremer Müdigkeit, sondern neigen eher zu hyperaktivem Verhalten. Bei manchen kommt es zu Wachstumsstörungen oder einem Leistungsabfall in der Schule.

Gerade im Kindesalter ist bei frühzeitiger Diagnose eine kieferorthopädische Behandlung sehr erfolgversprechend, d.h. ich kann nicht nur die Symptome behandeln, sondern oft die Ursachen beheben. Einfach weil sich beim Kind noch alles im Wachstum befindet.

Bei Erwachsenen erfolgt die Behandlung mit einer sogenannten Unterkiefervorverlagerungsschiene. Diese Schiene wird nachts im Mund getragen und verhindert, dass der Unterkiefer beim Schlafen zurückgleitet. Dadurch bleibt auch die Zunge vorne und der Atemweg offen. Die Luft kann also wieder ungehindert strömen und der Patient ruhig schlafen – ohne Schnarchen und Atemaussetzer.

Die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin empfiehlt die Unterkiefervorverlagerungsschiene bei Schnarchen und leicht- bis mittelgradiger Schlafapnoe. Eine Studie der Berliner Charité hat belegt, dass die Therapie mit einer individuell nach Gebissabdruck hergestellten Zahnschiene vergleichbar erfolgreich ist wie die Therapie mit Schlafmasken. Abgesehen von schwerer Schlafapnoe ist die Zahnschiene also eine sehr effektive und zugleich komfortable Behandlungsmethode.

Die Behandlung beginnt mit einem ausführlichen Gespräch. Zu mir kommen ja sowohl Patienten, die einen Verdacht auf Schlafapnoe haben oder bei denen dies bereits diagnostiziert wurde, als auch Patienten, die Probleme mit ihrer CPAP-Versorgung, also ihrer Schlafmaske haben und sich nach einer Alternative informieren möchten. Ist nach Beratung und Diagnose die Entscheidung für eine Zahnschiene gefallen, wähle ich ein geeignetes Modell aus. Wir fertigen einen Gebissabdruck an, um den erforderlichen Unterkiefervorschub festzustellen. Nur so ist gewährleistet, dass die im Anschluss vom Zahntechniker hergestellte Schiene während des Schlafens optimal auf den Zahnreihen sitzt und funktioniert.

Die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Kollegen aus anderen Fachbereichen finde ich sehr spannend. Vor allem kommt mir aber der ganzheitliche Blick, der im Bereich der Schlafmedizin erforderlich ist, sehr entgegen. Vor mir sitzt ein Mensch, der möglicherweise seit Jahren schlecht schläft. Der schon bei zig Experten war, aber keiner konnte wirklich helfen. Manchmal ist der Blick einfach zu fokussiert, auch unter uns Ärzten. Und gerade was Schlafstörungen anbelangt, sind die Ursachen ja sehr vielfältig. Wer schlecht schläft, schnarcht oder nachts mit den Zähnen knirscht, macht meistens persönlichen Stress oder die Psyche dafür verantwortlich. Die wenigsten kommen darauf, dass die Zähne beziehungsweise der Kiefer die Ursache für unruhige Nächte sind. Ich persönlich finde es sehr erfüllend, wenn ich Menschen durch mein Wissen zu einem besseren Lebensgefühl verhelfen kann – die Basis dafür ist meiner Meinung nach definitiv ein guter und erholsamer Schlaf.

Herrn Daniel Kamreh: 2013 absolvierte er an der Ludwig-Maximilians-Universität München das Studium der Zahnmedizin; zuvor konnte er sich in mehrjähriger Tätigkeit als Zahntechniker ein erstklassiges Renommee erarbeiten und sein Know-how direkt am Patienten verwirklichen. Im Mai 2019 stieß er zum Team von Dr. Regensburger. Seither bildet er dank seiner zweifachen Qualifikation eine tragende Säule des ganzheitlichen Praxiskonzepts.

(http://www.schlafapnoe-zahnarzt.de/).